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Die Hormontherapie als Wachstumsstopp

OH WOW. Mein Email-Fach platzt und ich bin völlig überrascht von dem Feedback auf meinen gestrigen Post. Dort ging es um meine Email-Bekanntschaft M., die durch ihre Größe von 1,93m so deprimiert war, dass sie eine Schönheits-Operation in Erwägung zog. Seitdem läuft die Diskussion, auf dem Blog und auch in den “Großen Foren” auf Facebook: ist es ok, in die Natur einzugreifen? Und wem dieser Weg zu drastisch erscheint- was ist mit der Alternative? Stichwort: Hormontherapie.

Was steckt hinter der Hormontherapie?

Zuerst habe ich festgestellt, dass zwar jeder davon redet, aber die wenigsten wissen, wie eine solche Hormontherapie genau funktioniert. Deshalb habe ich Euch einen kurzen Abriss dazu herausgesucht (vgl Prof. Dr. med. Primus E. Mullis).

„Großwuchs wird definiert als Größe über der 97. Altersperzentile auf der Wachstumskurve. Liegt ein Großwuchs vor, sollte mittels Knochenalter Bestimmung (aus einem Röntgenbild der linken Hand) eine Endlängenprognose berechnet werden. Wenn diese für Mädchen über 185 cm und bei Jungen über 205 cm liegt, kann man eine sogenannte Bremstherapie diskutieren.“

 Bremstherapie

Unser Wachstum findet in den sogenannten “Wachstumsfugen” der einzelnen Knochen statt. Wachstumshormone, davon abhängige Wachstumsfaktoren und Sexualhormone regulieren dieses Wachstum. Abgeschlossen ist es, wenn die Fugen verknöchern. Dafür sorgen wiederum Östrogene. Entsprechend kann man das Wachstum bremsen, indem man die Pubertät vorverlegt und die Fugen vorzeitig verschließt. Dies geschieht beim Mädchen durch die Gabe von hochdosierten weiblichen Hormonen (Östrogenen) und beim Jungen durch die Gabe von hochdosierten männlichen Hormonen (Testosteron). Der Erfolg einer solchen Bremstherapie ist nicht komplett vorhersagbar. Durchschnittlich reduziert sich zu erwartende Endgröße maximal um 6-7 cm.

Wichtig ist, dass die Therapie vor dem Start der Pubertät beginnt. Die Hormone liegen für Mädchen in Tablettenform vor und müssen täglich eingenommen werden. Die erste Menstruationsblutung erfolgt nach Einnahme des ersten 4-wöchigen Zyklus. Jungen bekommen Spritzen in 14-täglichen Abständen.

Nebenwirkungen der Bremstherapie

Die Verabreichung von hochdosierten Sexualhormonen macht aus dem hormonell präpuberalen Kind praktisch über Nacht einen voll pubertierenden Jugendlichen. Entsprechend sind Verhaltensänderungen und körperliche Pubertätszeichen zu beobachten. Die häufigsten Nebenwirkung bei Mädchen sind leichte Übelkeit (meist nur zu Beginn der Behandlung) und Gewichtszunahme. Bei den Jungen entsteht manchmal eine therapiebedürftige Akne. Andere Nebenwirkungen wie Wassereinlagerungen durch Testosteron oder Thromboseneigung durch Östrogentherapie sind selten (Risiko vergleichbar mit dem der Antibabypille).

Allerdings sehen Kritiker der Therapie das Prozedere als nicht so harmlos an. Das künstliche Östrogen könne zu Progesteronmangel führen, der wiederum Migräne, Schlafstörungen oder Depressionen auslösen kann. Außerdem berichten immer wieder Patienten, dass das Wachstum nur partiell stoppt und einzelne Körperteile trotzdem weiter wachsen. Das Ergebnis sind dann z.B. große Ohren, ein gestörtes Verhältnis Oberkörper/ Unterkörper oder überproportional lange Arme etc.

Erfahrungen mit der Bremstherapie

Im nächsten Post werde ich Euch eine junge Frau vorstellen, die diese Therapie in ihrer Jugend gemacht hat.