Heute war ich im Supermarkt, auf der Suche nach Plätzchen-Fertigteig. Ja, Ihr habt richtig gelesen: Plätzchen-Fertigteig. Das ist quasi der kleine, unattraktive Bruder von Benjamin Blümchen Tiefkühl-Torte. Man kauft ihn am Besten inkognito. Da Sonnenbrillen bei Regen und Nebel aber eher unpraktisch sind, musste ich mir wohl oder übel die Blöße geben. Denn mit dem Erwerb eines solchen Mürbteiges schreibt man (und frau) sich auf die Fahne: ich kann nicht backen. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn ich hasse backen.
Ich hasse backen
Trotzdem haben ich es immer wieder versucht, in romantischer Vorweihnachtsstimmung, angefixt von himmlischen Instagramposts und weil ich nun mal eine kleine Tochter habe. Die Vorstellung, dass ich mich für zwei Stunden in eine gütige, rotbäckige, dickbusige Mama mit weißer Rüschenschürze verwandeln könnte, geistert dann durch meinen Kopf. Ich könnte ein Dutzend verschiedene Plätzchen backen. Mit Schokoüberzug und Marmeladenfüllung. Es würde einfach himmlisch durften. Nussecken, Schokoladenbrot, Vanillekipferl und und und. Die fertigen Platzerl würde ich dann in schöne Beutelchen geben mit Schleifen dran und alle, die sie probieren, würden zustimmend nicken und “Ah” und “Oh” und “Mmmhhmh” sagen. Aber- die Realität sieht eben etwas anders aus.
Pappiger Teig, pampige Mutter
Letztes Jahr zum Beispiel haben wir einen Teig fabriziert, der so gar nichts konnte. Er pappte dermaßen, dass er sich weder rollen noch ausstechen ließ. Nach einer halben Stunde Kampf landete er im Mülleimer. Alles, was wir von der Backaktion hatten, war: Mehl. ÜBERALL. Aus “Ah” und “Oh” wurde lediglich ein “Ups” (und aus dem Verzehr von rohem Teig kam on top noch ein “Pups”). Das war’s. Und auch die Idee: “Hey, ich hab’s, wir machen Schoko Crossies, da kann nichts schief gehen!” hatte leider keinen Erfolg. Die Dinger wurden total bitter und blieben auch nach zwei Wochen noch eher nass, statt knusprig. Aber zurück in die Gegenwart: um mir wenigstens den Aufwand des Teig-Machens zu ersparen, durchstöbere ich also im Supermarkt 15 Minuten lang alle verfügbaren Kühltheken. Nur um dann festzustellen: da ist nix. Ich mache mich auf die Suche nach einer kompetenten Verkäuferin, als plötzlich der hübsche Azubi fragt: “Kann ich Ihnen helfen?”
Autsch. Der erste Schmerz: Er siezt mich. Ich bin offiziell alt. Egal, dann kann ich jetzt auch nach Fertigteig fragen. Er sieht mich feixend an und sagt: „Sowas gibt’s?“ Ich lächle zurück und frage: „Wie machst du- äh, wie machen Sie denn Ihre Plätzchen?” Er lacht und wir trotten zusammen durch die Reihen. Und finden: Nichts.
Kein Fertigteig weit und breit
Er schreit nach der Kollegin. Ich komme mir vor wie der Mann von der Werbung aus den 90ern, dessen Einkauf kommentiert wird: „Tinaaaa, wat kosten die Kondome?!“ Die Kollegin schickt uns wieder zurück zur Kühltheke. Ganz links! Da, bei der Butter, da liegt er doch! „Und, schmeckt das?“ fragt mich der Hipster-Verkäufer lächelnd. Ich verkneife mir, ihn zum Testen einzuladen und sage stattdessen nur: „Ich hab keine Ahnung, aber ich hab ein Plätzchen-Trauma vom letzten Jahr. Da sind meine nämlich nix geworden, dieses Jahr geh ich auf Nummer sicher.“ Ich fahre heim und hole meine Tochter von der Schule. Wir backen. Nach zehn Minuten Herumgepatsche lässt ihre Aufmerksamkeit nach. Ich frage sie, was los ist. Sie sieht sie mich an und sagt: “Mama, darf ich jetzt malen? Ich mag nicht mehr.“
Ich liebe Dich, Kind. Wo war eigentlich nochmal der Rotwein? Das Mehl mach ich später weg.
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Ps: Wenn Ihr eine Alternative zum Plätzchen verschenken braucht: in diesem Buch finden sich wunderbare lustige Geschichten von Heinz Erhardt, Joachim Ringelnatz oder Kurt Tucholsky. So süß und für den Oppa eh besser geeignet als Mitbringsel, wegen Diabetes.