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Kathrin Schafbauer: eine Fotografin auf der Überholspur

Was ich am meisten an meiner heutigen hey sister feiere? Ihre Bescheidenheit. Selten habe ich einen Menschen kennen gelernt, der sich so wenig profilieren muss, wie Kathrin Schafbauer. Die 33-jährige Ingolstädterin ist seit mittlerweile sieben Jahren selbstständig als Fotografin. Eine echte Powerfrau, auch als Radrennfahrerin: ihre Follower bewundern sie für ihre positive, authentische Art und ihren Ehrgeiz. Doch auf ihrem Weg ging es nicht immer nur steil bergauf. Und das macht ihre Geschichte umso wertvoller. Auch wenn wir uns (Coronabedingt) nicht persönlich getroffen haben- dieses Interview hat mich sehr berührt.

Kathrin Schafbauer

Der Weg zur Fotografie

Kathrins Liebe zur Fotografie entwickelt sich schon in der Kindheit. Ihr Vater ist passionierter Hobbyfotograf und besitzt ein ganzes Sammelsurium an Ausrüstung. Bereits als Schülerin beginnt Kathrin, ihre Freundinnen zu fotografieren. Nach dem Abitur zieht es die Ingolstädterin von Bayern nach Thüringen an die TU Ilmenau. Dort studiert sie angewandte Medienwissenschaften (Bachelor) und Marketing/Medienmanagement (Master). Auch dort verfolgt sie ihr Hobby weiter: “Meine Freunde kannten mich damals nur mit der Kamera in der Hand”, erinnert sich Kathrin. Auch die Uni selbst wird schließlich auf ihr Talent aufmerksam und engagiert sie als Fotografin für das Hochschulmarketing. Zum ersten Mal verdient Kathrin Geld mit ihrer Leidenschaft. Und es läuft richtig gut: Sie wird immer häufiger auch für Hochzeiten gebucht, bildet sich weiter und entwickelt ihren ganz eigenen Stil. 

Vom Hobby zur Selbstständigkeit

Um die Masterarbeit für ihr Studium zu schreiben, kehrt Kathrin 2012 nach Ingolstadt zurück- und mietet spontan mit einer Freundin ein Atelier. Sie arbeitet für verschiedene Agenturen, fotografiert viele Hochzeiten und setzt Kampagnen für kleinere Unternehmen um. Daneben das Tagesgeschäft mit privaten Shootings- der Kalender ist immer voll. Kathrin geht in die Vollen und wechselt vom Kleinunternehmertum in die komplette Selbstständigkeit.

“Ich war mega naiv”, sagt sie heute. “Natürlich haben mich mein Freund (der mittlerweile Kathrins Mann ist), meine Familie und Freunde immer voll unterstützt. Aber ich hatte in Businessdingen einfach viel zu wenig Durchblick! Und als dann die ersten Steuervorauszahlungen kamen, bin ich fast vom Stuhl gefallen. Ich hätte damals einfach dringend jemanden gebraucht, der mir bei der Unternehmensgründung hilft bzw. mir Tipps dazu gibt.”

Der Druck wächst

Um allen Kunden gerecht zu werden und dem Druck stand zu halten, gibt Kathrin doppelt Gas. Sie arbeitet Tag und Nacht- vom Home Office aus. Das Atelier braucht sie zum Shooten, den Rest macht sie Zuhause. Sie ist viel unterwegs, reist oft nach Südafrika. Irgendwann wird alles zu viel: die Bürokratie, das Arbeitspensum, das viele Reisen. Und der Perfektionismus, den so viele von uns kennen. Kathrin und ihr Freund haben damals kaum noch ein gemeinsames Wochenende, was ihr ebenfalls zu schaffen macht. Als sie mit Panikattacken zu kämpfen hat, merkt sie, dass sie die Reißleine ziehen muss.

Pause & Neuanfang

2016 macht Kathrin Schafbauer einen Cut. Drei Monate zieht sie sich komplett zurück, ist viel in der Natur. Sie lässt sich schließlich von ihrem Mann überreden, ihn bei seinem Hobby, dem Rennradfahren, zu begleiten. In dieser Phase muss sie sich komplett neu ordnen. “Ich habe mir eine Liste gemacht: Was will ich, was will ich nicht mehr!? Wo muss ich etwas ändern?” Kathrin strukturiert ihre Arbeit- endlich. Sie übernimmt keine Hochzeits-Shootings mehr und auch sonst keine privaten Aufträge. Mode, Lifestyle, Werbung: das soll ihre kreative Zukunft sein. Kathrin schafft sich einen Co-Working Space mit zwei selbstständigen Freundinnen. Und als sie anfängt, sich zu fokussieren, geht auf einmal alles ganz schnell. Durch ihren Sport rutscht Kathrin in die Rennfahrer Szene- und fotografiert bei der Tour de France.

Fotografin im Spitzensport

“Als ich da stand und die Fahrer begleitet habe, konnte ich es selbst nicht glauben. Durch meinen Fokus habe ich soviel Energie bekommen, und alles hat sich gefügt” lächelt Kathrin. “Diese Spitzensportler sind eine große Inspiration. Sie setzen unglaubliche Energien frei, wachsen über sich hinaus- weil sie an sich glauben.”

Und nicht nur in der Rennradsszene werden immer mehr Menschen auf Kathrin aufmerksam: auch Kamerahersteller Nikon klopft an und engagiert sie für Youtube Tutorials.

Für Kathrin Schafbauer die ideale Kooperation, denn sie fotografiert seit ihrer Kindheit mit den Modellen von Nikon. Außerdem ist es für die Ingolstädterin auch eine schöne Gelegenheit, sich als Frau ganz klar als Profi zu positionieren. “Ja, da gibt es tatsächlich öfter mal kleine Spitzen,” lacht die Fotografin, “man wird unterschätzt- Stichwort Mansplaining- und wird oft als schönes Blondchen abgestempelt.”

Dass sie das nicht ist, hat sie schon lange bewiesen- und es bleibt spannend bei Kathrin Schafbauer. Auch wenn wegen Corona dieses Jahr einiges anders läuft: Die Zusammenarbeit mit Nikon geht weiter, Rennradshootings stehen auf dem Programm und auch ganz eigene Projekte. “Ich will mich selbst noch besser positionieren und mein Profil schärfen”, sagt Kathrin.

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Ich habe keinen Zweifel, dass es ihr langweilig wird. 😉

Vielen Dank, für Deine Offenheit und Deine Herzenswärme, und dass Du Deine Geschichte mit uns geteilt hast, liebe Kathrin.

Ps: Mehr tolle Frauen und ihre ganz eigene Story findest Du hier.