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Forever Almost: Hannah Krutmann

Long time no see, Schwestern! Nachdem unser Schwerpunkt in den letzten Wochen vor allem auf verschiedenen Initiativen zur Coronakrise lag, geht’s heute wieder mehr in Richtung Fempowerment. Und zwar nach Berlin! Hannah Krutmann (32) ist Gründerin des Printmagazins Almost 30 und seit kurzem auch Chefin von ALMOST, Blogazine und Storytelling Agentur. Beides leitet sie gemeinsam mit ihrer Schwester Marie Krutmann (29).

ALMOST

Hannah, erzähl uns erstmal von Deinem beruflichen Werdegang.

Ich habe Designmanagement und Modewissenschaft in Berlin und Stockholm studiert. Nach endlos vielen Praktika (ich bin echt ein Aushängeschild für die Generation Praktikum gewesen) in den Bereichen Beauty und Fashion habe ich dann einige Jahre als PR Beraterin für Fast Fashion Brands gearbeitet. Die Kreativität und die wundervollen Leute um mich herum haben mich lang inspiriert, aber irgendwann ging es nicht mehr. Ich kündigte zu meinem 30. Geburtstag meinen Job und begann als Freelancerin Presse- und Socialmediakonzepte für kleinere nachhaltige Brands zu entwickeln. Außerdem erfüllte ich mir einen Traum und kaufte mir einen alten VW Bus, den ich ausbaute, um noch flexibler zu sein. Gleichzeitig finanzierten wir mit einem erfolgreichen Crowdfunding die erste Ausgabe des Almost 30 Magazins und ich begann Essential Oil Workshops zu geben. Mittlerweile arbeiten wir an der 3. Ausgabe von Almost 30 (sie erscheinen jährlich) und haben den monatlichen Almost 30 Letter und regelmäßige Community Events ins Leben gerufen. Vor ein paar Wochen haben wir jetzt die angeschlossene Agentur ALMOST gegründet: eine Storytelling Agentur mit No-Bullshit-Approach.

Was ist das Schöne an Deiner Arbeit?

Ich hätte nie gedacht, dass ich mal zwei Unternehmen mit meiner Schwester führen würde- ich liebe es, mit Marie zusammenzuarbeiten! Obwohl wir charakterlich sehr unterschiedlich sind, haben wir einen sehr ähnlichen Sinn für Humor, starken Ehrgeiz und Perfektionismus. Dadurch ist die Arbeit ein inspirierendes, empowerndes Pingpong von Ideen. Wir kennen unsere Stärken und Schwächen und können uns absolut auf die Meinung der Anderen verlassen. Dieses Commitment und Vertrauen ist etwas, das ich in anderen Arbeitskontexten bislang oft vermisst habe. Außerdem haben wir ein starkes Netzwerk an Macher*innen um uns herum, die uns täglich inspirieren. Gerade haben wir eine Portraitreihe mit dem Namen TOGETHER independent ins Leben gerufen. Hier interviewen wir unabhängige Verlage, Magazine, Mode- und Beautylabels, Läden, Künstler*innen und Macher*innen. Momentan ist es wichtiger denn je, sich untereinander zu vernetzen, Sichtbarkeit für kleine, unabhängige Unternehmen zu schaffen und den Dialog über Nachhaltigkeit und Unabhängigkeit zu unterstützen.

… und was nervt?

Es gibt auch Bereiche in unserer Arbeit, um die wir uns beide nicht gerade reißen, wie die Buchhaltung beispielsweise. Das kann schon mal nerven. Außerdem ist es ab und zu frustrierend, wenn wir starke Ideen entwickeln und leidenschaftlich an etwas arbeiten- und es sich dann im Verhältnis zum Aufwand am Monatsende nicht unbedingt auf dem Bankkonto zeigt.

Home Office oder Büro?

Momentan ist ja sowieso überall Home Office angesagt, aber auch vor Zeiten des Social Distancing hatten wir kein fixes Büro. Wir lieben es, in Cafés in unserem Kiez zu arbeiten und dort regelmäßig andere befreundete Selbstständige zu treffen.

Woher holst Du deine Inspiration?

Ich hole mir viel Inspiration über Instagram. Mein Feed ist mittlerweile sehr nährend und inspirierend kuratiert, das heißt ich folge nur noch Accounts, die mir ein gutes Gefühl geben. Ich mag auch, wie einfach man über Social Media mit anderen in Kontakt treten und sich austauschen kann. Ich selbst habe Endometriose und gerade bei Instagram finde ich eine sehr starke und mutmachende Community, mit der ich mich zu diesem Thema austausche. Auch die Interior-Community auf Instagram ist eine sehr herzliche, dich ich echt zu schätzen weiß. Außerdem liebe ich Homestories und Portraits von coolen Macher*innen. Femtastics, This is Jane Wayne und Freunde von Freunden sind hier Online Magazine, die ich regelmäßig für Inspiration lese.

Hast Du Vorbilder?

Ich hab nicht unbedingt Vorbilder, aber Expander. Das ist ein Ausdruck von Lacy Philips (To Be Magnetic), die ich beispielsweise eine sehr inspirierende Frau finde. Als Expander sehe ich Menschen, die etwas machen oder haben, das ich auch gern wäre oder hätte und mit denen ich mich identifizieren kann. Der Unterschied zu Vorbildern ist für mich, dass ich sie nicht anhimmle, sondern sie eher auf Augenhöhe betrachte. Alisa Vitti, die Gründerin von FLOliving ist ebenfalls eine Frau, die mich sehr inspiriert und Mut macht.

Was war die größte Hürde beim Gründen?

Die erste Hürde ist meiner Meinung nach die im eigenen Kopf. Ich bin Meisterin darin, mir Ideen wieder auszureden, bevor ich überhaupt mit ihnen begonnen habe. Die andere große Hürde ist die ganze Bürokratie, finde ich.

Wie empfindest Du die Unterstützung seitens des Staates beim Gründen?

Ich finde nicht, dass es einem sonderlich leicht gemacht wird, alle Informationen zusammenzubekommen. Auch nach über zwei Jahren Selbstständigkeit lerne ich noch ständig Dinge, die ich nicht wusste. Ich habe aber einen Gründerzuschuss erhalten und Marie jetzt auch, das finde ich schon eine gute Unterstützung des Staates.

Was ist Dein erklärtes berufliches Ziel?

Ich möchte mehr echte Geschichten, echte Gefühle, Verletzlichkeit und Verbundenheit in die Welt bringen. Das klingt gerade echt groß, aber genau das ist es, was ich mit meinen Essential Oils Workshops, Almost 30 und jetzt auch ALMOST Agentur mache. Ich bekomme regelmäßige Nachrichten von Frauen, die echte Durchbrüche in ihren Leben hatten dank Dingen, die ich gesagt, geschrieben oder sonst wie vermittelt habe und das nährt mich so sehr. Ich habe sicher nicht alles raus in meinem Leben, aber darum geht es auch nicht. Es geht darum, darüber zu sprechen, sich zu verbinden und zu unterstützen. Mein Ziel ist also eigentlich genau das weiter zu machen, was ich schon tue, nur auf Dauer mit einer größeren Reichweite und einem satteren Bankkonto.

Was rätst Du anderen Frauen auf dem Weg in die Selbstständigkeit?

Macht es einfach! Zurück gehen könnt ihr immer noch, aber probiert es einfach mal aus. Und schraubt den Perfektionismus etwas runter, denn almost is the new perfect.

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Hannah! Danke für das schöne Interview und Hut ab vor Deiner Leidenschaft! Wir teilen eine Motivation und die heisst: Menschen empowern und Herzensprojekte pushen! Sisterhood und Respekt statt Stutenbissigkeit und Neid. 

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Fotos: Paula Maj