Die Van Sisters- on the Road mit Kira & Sassi

Sie sind jung, neugierig und sie lieben es, die Welt zu entdecken: die Schwestern Kira (30) und Sassi (28) aus Berlin. Kira ist Erzieherin, Sassi verdient ihr Geld als Onlinetexterin und virtuelle Assistentin. Ganze vier Jahre lang planten die beiden einen gemeinsamen Trip durch die halbe Welt, mit dem Zug. Dann kam Corona mitsamt Reisebeschränkungen und machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Doch statt zu kapitulieren, dachten sich die Schwestern einfach etwas Neues aus! Mit Hilfe eines Bekannten bauten sie innerhalb von 5 Monaten einen Fiat Ducato zum gemütlichen Reisemobil aus. Und seit August 2021 sind die beiden tatsächlich mit ihrem Van Wilma unterwegs. Auf ihrem Instagram und Youtube Account berichten sie als Van Sisters von ihrer Reise.

Unterwegs mit den Van Sisters

Auf der ersten Etappe ging es für die Schwestern erst einmal raus aus dem Trubel Berlins- Ziel: Osteuropa. Über Tschechien, Österreich, Ungarn fuhren die beiden nach Bulgarien und Rumänien. Dann bereisen sie Griechenland und den asiatischen Teil der Türkei, bis an die syrische Grenze. Der Balkan und die arabische Kultur faszinieren die Schwestern. “Tatsächlich können wir uns mittlerweile sogar vorstellen, in die Türkei auszuwandern”, sagt Kira begeistert in unseren Zoom Call. “Es ist einfach wunderbar hier- die Menschen, das Wetter, das Essen, die vielfältige Natur. Das Land hat uns tatsächlich verändert.

Traumland Türkei

Wir sind typisch deutsch angekommen und waren oft total überfordert mit der Gastfreundschaft der Türk:innen. Das hat uns definitiv verändert. Wir haben gelernt, dass sich diese Menschen gekränkt fühlen, wenn wir alles allein machen wollen. Deshalb können wir können jetzt viel besser Hilfe annehmen. Wir haben gerade über Instagram so viele Nachrichten von türkischen Followern bekommen, die uns Hilfe angeboten haben, als wir einmal ein Paket abholen mussten. Sie hätten uns sogar ihre Wohnung überlassen! Das hat uns sehr beeindruckt!”

Ist es mutig, als Frau allein zu reisen?

Das frage ich mich tatsächlich öfter. Auf Instagram verfolge ich die abenteuerliche Reise der Van Sisters- und ertappe mich dabei, sie für ihre Abenteuerlust und ihren Mut zu bewundern. Denn lasst uns mal Klartext reden: als Frau allein zu reisen, sollte natürlich völlig normal sein. Trotzdem sieht die Realität leider anders aus. Sassi und Kira meinen: “Grundsätzlich fühlen wir uns schon sicher. Nur einmal gab es eine Situation auf einer Bootstour, wo der Guide uns bedrängt hat und anfassen wollte. Da war es wahrscheinlich gut, dass wir zu zweit waren. Durch unsere Werbung auf unserem Van ziehen wir natürlich auch immer wieder Aufmerksamkeit auf uns. Die ist auch zu 90 Prozent positiv. Nur ganz selten gibt’s übergriffige Nachrichten auf Instagram, aber das ist wirklich die Ausnahme. Überwiegend haben wir es mit sehr respektvollen Menschen zu tun.” Und zur Beruhigung für die Daheimgebliebenen melden sich die Schwestern auch jeden zweiten Tag bei Mama, ihrem größten Fan.

Was nervt am meisten am Camperleben?

Nun  ist Campen ja nicht nur die große Freiheit, sondern bringt auch viele Herausforderungen mit sich. Handwerkliches Geschick ist nie verkehrt, denn gefühlt klemmt jeden Tag etwas anderes. 😉 Mal steckt der Reifen fest, mal funktioniert der Wassertank nicht. Es gibt keine Waschmaschine, keinen Geschirrspüler- ja nicht mal eine Toilette. Für die Van Sisters tut es mittlerweile eine nachhaltige Komposttoilette, zum Wäschewaschen geht’s in den Waschsalon in der nächsten Stadt und der Rest dauert eben länger. “Es ist schon krass, dass man für alles drei Mal so lang braucht wie Zuhause. Dinge wie Abspülen und ganz alltägliche Dinge nehmen einfach viel mehr Zeit in Anspruch. Andererseits merken wir aber: wir sind auch viel entspannter, weil wir Dinge wie Netflix und Co nicht haben. Wir sind IM MOMENT, achtsamer.” Und da kommen wir auch schon zu den positiven Dingen.

Van Sisters: Leben im Einklang mit der Natur

Denn gerade die körperliche Arbeit und die täglichen Routinen bringen Ruhe in den sonst so hektischen (Berliner) Alltag der Schwestern. “Früher waren wir oft stundenlang online- haben Serien gesuchtet oder zur Ablenkung einfach random Klamotten geshoppt.” sagt Sassi. “Hier ist das Leben viel unmittelbarer, viel reiner. Wir wachen mitten in der Natur auf, machen Halt an atemberaubenden Plätzen. Auch wenn das cheesy klingt: wir leben im Einklang mit der Natur. Wir stehen mit Sonnenaufgang auf und gehen mit Sonnenuntergang ins Bett. Wir sind demütig geworden, weil wir einfach auch ganz viel Armut erleben. Und trotzdem sind die Leute so verdammt herzlich.” Und auch die Camper Bubble hat die Mädels positiv überrascht: “Die Schwarmintelligenz ist der Hammer. Wenn wir via Instagram etwas fragen, haben wir innerhalb von wenigen Minuten die Inbox voll mit Tipps und Infos.”

Was sind Eure größten Learnings?

Nach gut einem Jahr on Tour stehen Kira und Sassi schon fast vor der Ende ihrer Reise. Vorerst. Denn wenn es nach den beiden ginge, würden sie einfach immer weiter fahren. “Leider gehen unsere Ersparnisse zur Neige und wir müssen wir erstmal wieder Geld verdienen. Aber dann geht’s sicher weiter.” Und was sind nun, nach fast 12 Monaten Van Sisters on Tour, die größten Learnings?

1.  Wir dürfen Hilfe annehmen. Das war gerade am Anfang nicht leicht. Aber es ist schön, zu wissen, dass da ein Netz ist, das einen auffängt.
2. Wir können viel mehr, als wir dachten. Das hat definitiv unser Selbstbewusstsein gestärkt.
3. Wir können viel besser mit Menschen umgehen und socialisen. Hier muss man aktiv werden, kann nicht in die Vermeidung gehen.
4. Konsum macht nicht glücklich.
5. Es geht immer weiter. Probleme kommen- ja. Aber dann haben wir Lösungen gefunden. Das ist gerade für Sassi mit ihrer Angststörung ein ganz großes Learning gewesen. Vertrauen. Selbstwirksamkeit.

Last but not least: Geht Ihr Euch eigentlich nie auf den Sack?

Die Vans Sisters lachen. Kira und Sassi sehen sich an und sagen: “Wir waren schon immer eng miteinander- und daran wird auf das Vanlife nichts ändern. Im Gegenteil.”

Wenn Ihr die Van Sisters begleiten wollt- dann könnt Ihr das via Instagram und Youtube.

Danke Euch Mädels für das Interview- und die große Inspiration. 

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