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Von Metastasen und Visionen: “Mein Leben ist mehr als Krebs“

Christina ist 29 Jahre alt, wohnt in Salzburg und arbeitet als Erzieherin. Aufgefallen ist sie uns auf Instagram, wo sie auf ihrem Account @mithautundhaaren ganz offen über ihr Leben spricht- inklusive ihrer Krebserkrankungen. Für uns ist sie eine ganz beeindruckende und inspirierende junge Frau und deshalb bekommt sie ihren Platz auf hey sister.

Gastbeitrag

Knackige 23 Jahre war ich jung, als ich festgestellt habe, dass etwas mit mir nicht stimmt. Ein paar Monate später, kurz nach meinem 24. Geburtstag, hatte ich Gewissheit. Meine Diagnose: Fortgeschrittener Brustkrebs – Stadium III.

Diagnose: Brustkrebs

Christina möchte gern anonym bleiben

Was für eine Schockdiagnose. Die Zwanziger sollten die besten Jahre im Leben sein. Freunde treffen, Genießen, Feiern, Reisen… all die schönen Dinge, die man „später“ mit Mann, Haus, Kind und Co. nicht mehr so leicht machen kann. Doch es kam anders. Bei meiner ersten Diagnose arbeitete ich beim größten Sportartikelanbieter Österreichs als Abteilungsleiterin. Ich hatte gerade eine neue Stelle angeboten bekommen, um die Karriereleiter noch ein paar Stufen weiter nach oben zu klettern. Als ich die Diagnose Brustkrebs erhielt, ging alles ganz schnell. Ich saß ca. drei Wochen täglich für mehrere Stunden im Krankenhaus für alle möglichen Untersuchungen. Dann stand schon meine brusterhaltende Operation an. Gefolgt von Bestrahlung, der Anti-Hormon-Therapie und Chemotherapie. Letzteres habe ich abgelehnt. Es dauerte seine Zeit, bis die Schmerzen, vor allem die seelischen, halbwegs verheilt waren und ich wieder belastbar schien. Nur nicht mehr wie zuvor.


Die Diagnose veränderte mich

Ich beschloss, meinen stressigen Beruf, den ich zuvor ausgeübt hatte, an den Nagel zu hängen und endlich das zu tun, was ich immer wollte: Erzieherin werden. Durch die Erkrankung wurde mir schlagartig klar, dass sich etwas ändern muss. Dass ich dem nachgehen darf, was mich glücklich macht. Ich konnte schnell eine geeignete Stelle finden und durfte zeitgleich mein berufsbegleitendes Studium machen. Alles schien gut. Ich kämpfte mich ins Leben zurück. Bis eines Tages die erneute Diagnose kam.

Der Krebs war zurück

Rippenfell-Metastasen vom ersten Brustkrebs. Der Krebs war nicht nur zurück, er hatte sogar gestreut. Was für eine Scheiße. Mitten unterm Studium und in der Arbeitswelt angekommen, zog es mir erneut den Boden unter den Füßen weg. Somit stand schnell die zweite Operation an, die der Ersten gar nicht mehr ähnelte. Die Schmerzen waren lange Zeit kaum auszuhalten und ich befand mich in einem tiefen Loch. Nichtsdestotrotz liebte ich nach wie vor die Arbeit mit meinen Kindern. Das war auch der Grund, warum ich schon nach vier Wochen nach der OP wieder gearbeitet und mein Studium weitergemacht habe. Ich beschloss, den Kopf nicht in den Sand zu stecken, sondern- so gut es ging- mein Leben zu leben, dass ich so liebte. Zwischen den ersten zwei Diagnosen lagen zwei Jahre. Zwei Jahre, die mich sehr geprägt haben, ein Stück Leichtigkeit genommen und mir viel Schmerzen zugefügt haben. Doch ich wurde stärker und auch diesmal war klar: ich gebe nicht auf!


Mein Studium habe ich abgeschlossen, derzeit arbeite ich fast Vollzeit als Erzieherin und liebe es nach wie vor. Doch vor einem halben Jahr, wieder ca. zwei Jahre nach der letzten Diagnose, erhielt ich die dritte Diagnose: Lymph- und Lungenmetastasen. Begleiterkrankungen wie die Depression hatte ich seit dem Beginn dieser Horror-Reise, aber noch nie in dem Ausmaß, wie ich sie kürzlich hatte. Die Krebserkrankung hat mir so viel Lebensfreude und Leichtigkeit genommen, mich in die Knie gezwungen, viele Begleiterkrankungen vermacht und ein riesiges Loch in meinem Herzen hinterlassen. Seit ein paar Tagen habe ich nun außerdem die Gewissheit, dass der Krebs wieder gestreut hat. Diesmal in die Lymphbahnen der Lunge. Auch ein viertes Mal möchte ich dem Krebs den Kampf ansagen. Denn mein Leben ist mehr als Krebs.

Mein Leben ist mehr als Krebs

Ich finde ganz viele kleine Dinge im Leben, die mir Freude bereiten. Auf einmal merkt man, wie sehr man leben möchte. Auf welch wunderschöner Welt wir alle leben und was man aus seinem Leben machen möchte. Man besinnt sich auf Kleinigkeiten und genießt umso mehr.
Eines habe ich gelernt: der menschliche Körper hält so viel mehr aus, als man sich manchmal zugestehen möchte oder kann. Auch wenn ich oft aufgeben wollte, ich werde mich immer wieder aufraffen, immer wieder aufstehen und immer wieder in die Zukunft schauen. Denn mich zu Hause einsperren und mein Leben an mir vorbeiziehen lassen, während ich leide, kommt für mich gar nicht in Frage.


Was möchte ich in meinem Leben haben- und was nicht

Durch die Erkrankung habe ich gelernt, dass man Menschen, die einen nicht unterstützen wollen oder können, ziehen lassen muss. Denn für diesen Firlefanz hast du mit einer Krebserkrankung keine Zeit und Nerven. Das ist hart, ja, aber du musst auf dich schauen. Das würden die Anderen genauso machen. Ich habe gelernt, dass ich mich auf mich selbst am besten verlassen kann und man öfter für sich selbst gerade stehen sollte.
Lebensphasen können sehr schmerzhaft sein, aber das wichtigste dabei ist, nie seine Stärke links liegen zu lassen. Die Nerven kann man mal wegschmeißen, die Geduld auch, aber niemals die Lebenslust.

Das Leben ist schön – auch wenn es verdammt hart sein kann.

Auf meinem Instagram Account mithautundhaaren spreche ich über meine Krebserkrankungen und meinen Alltag. Hüpf gern rüber und mach`s dir auf meiner Seite gemütlich.

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