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Entertainen & Wachsen: Corinna Theil

Sie ist eine der lustigsten Frauen, die ich kenne. Und noch viel wichtiger: sie ist authentisch. Corinna Theil, 32, aufgewachsen in der Nähe von Ingolstadt, wohnt und arbeitet in München. Und wem der Name jetzt irgendwie bekannt vorkommt: vielleicht habt Ihr sie schon im Radio gehört?! Corinna ist seit einigen Jahren Moderatorin bei Bayern 3 und dort zwei Wochen im Monat für die Nachmittagsshow verantwortlich. Die restliche Zeit arbeitet Corinna als Trainerin und Coach zur Potentialentfaltung für Unternehmen und Privatpersonen. (Edit: Seit 2020 ist Corinna außerdem Mutter).

Corinna Theil

Kennengelernt haben wir beide uns vor mehr als 10 Jahren bei einem Radiosender in Ingolstadt. Danach ging es für Corinna über Antenne Bayern zu Sat 1 ins Fernsehen und dann- back to the roots- wieder zum Radio, zu Bayern 3. Heute sind wir wieder öfter in Kontakt, Instagram sei Dank.

Foto: privat

Corinna, was ist das Schöne an Deiner Arbeit?

Dass ich zwei meiner Seiten leben darf! Die eine, die unterhält, die Leichtigkeit und ein gutes Gefühl nach draußen bringen kann. Verbundenheit mit den Menschen, die mir zuhören und das Ausleben von Kreativität. Du hast morgens eine Idee und abends hast du sie umgesetzt. Das sind keine weltbewegenden Dinge, aber die Möglichkeit, schöpferisch zu sein, das ist ein unglaublich schönes Gefühl!

Und dann darf da noch die andere Seite, mein “Gutmensch”, aktiv werden. Die Welt besser machen- wie kitschig und naiv- ich seh’ sie schon alle die Augen rollen- aber es ist mir nun Mal ein inneres, sehr großes Bedürfnis, etwas wirklich Sinnvolles zu tun. Menschen zu ermutigen, ihren eigenen Weg zu gehen, an sich und ihre Fähigkeiten zu glauben und sie zu entfalten. Das zu begleiten und die ersten zaghaften Veränderungen zu sehen, da platz ich dann fast vor lauter Freude! Ich brauche auch beide Arbeiten. Nur das Eine oder nur das Andere würde mich definitiv nicht so erfüllen und glücklich machen können.

 .. und was nervt?

Die Schnelligkeit. Dass ich mich bei tagesaktueller Berichterstattung meist nur kurz mit Themen beschäftige, um gleich wieder ins nächste zu springen. Der Papierkram rund um die Selbstständigkeit. Nicht mein Talent. Und selbst diese Formulierung würde ich zum Euphemismus des Tages erklären. Meetings, in denen die Teilnehmer sich selbst präsentieren, statt zusammen über die Sache zu diskutieren und konstruktiv und kooperativ eine Umsetzung zu finden. Das bekommt dann eine Eigendynamik, die ich als anstrengend und als Zeitverschwendung empfinde. Das hat dann was von Affengehege. Meetingsmutation nenne ich das. Das nervt mich hart.

Foto: Der Schulte

Home Office oder Büro?

Am Home Office liebe ich, dass ich mein eigenes Tempo gehen kann und mein Fokus, meine Konzentration länger und effektiver anhält. Das gilt besonders für die Vorbereitung auf Trainings. In die Redaktion gehe ich aber genauso gerne. Ich freu mich auf die Menschen, mit denen ich direkt zusammenarbeite. Jeder hat da so seinen eigenen kleinen Freak in sich und ich mag das. Wenn ich hier meinen Fokus brauche, setz’ ich die Kopfhörer auf. Aber nicht, weil ich dann Musik höre, sondern weil diese großen Dinger so schön den Redaktionslärm dämmen.

Woher holst Du deine Inspiration?

Mal so, mal so. Inspiration ist ja immer auch erstmal Impression. Anderen zuschauen, zuhören und dann daraus etwas eigenes kreieren. Ich merke, dass ich aber dann am kreativsten bin, wenn ich nichts tue. Also beim Duschen, oder direkt nach dem Aufwachen, oder während eines Spaziergangs in der Natur. Da kommen dann plötzlich die Ideen. Ich liebe und empfehle jedem TED Talks (=Videos von Experten aus den Bereichen Bildung, Wirtschaft, Wissenschaft, Technik und Kreativität mit Untertiteln in mehr als 100 Sprachen, Anm. d. Redaktion). Das berührt, macht Mut und inspiriert gleichzeitig. Und du lernst sau viel über Storytelling ganz nebenbei! Und beim Lesen! Meine größten Lebensveränderer, waren neben dem Leben selbst, Bücher!

  • Mit 16: Paolo Coelho, Der Alchemist,
  • Mit 20: Du entscheidest, Reinhard K. Sprenger,
  • Mit 29: Frank Schirrmacher, Ego
  • Mit 30: Shirley McLaine, Zwischenleben
  • Mit 31: Veit Lindau, Liebe radikal
  • Dieses Jahr: Stephen Emmott, 10 Milliarden

Foto: Fotogen by Doris

Hast Du Vorbilder?

Jein. Ich hab mich nie an einem Vorbild in Persona orientiert. Es waren eher Werte, die ich gefeiert habe. Und wenn ich Menschen in meinem Umfeld erlebt habe, die mutig und ehrlich und menschlich waren, dann habe ich gespürt: so will ich auch sein. Das will ich leben und weiter geben. Das kann also echt jeder sein. Wenn du aber wirklich Namen hören willst, dann sind es Menschen, die diese Werte gelebt haben, also nenne ich so große Namen wie: Nelson Mandela und Mahatma Gandhi. Aus der heutigen Zeit bewundere ich Menschen, die ihr ganz eigenes Ding machen. Die losgehen und viele andere Menschen mal kurz inne halten lassen, uns dabei helfen, einen anderen Blick auf unsere Art zu leben und zu konsumieren zu werfen. Laura Malina Seiler und Veit Lindau zum Beispiel.

 Was war die größte Hürde beim Gründen?

  • Der eigene Selbstwert. Immer wieder neu. Ich habe letztens ein Interview mit dem Schauspieler Bjarne Mädel gehört, der sinngemäß gesagt hat: „Nach so viel Jahren in dem Business ist seine größte Angst, dass jemand kommt und sagt: “Was machst du da eigentlich?! Was du hier ablieferst ist grottig. Diese Angst, dass irgendwann alle merken, der kann ja eigentlich gar nichts.” An diese Angst kommst du immer und immer wieder. Ich finde das anstrengend und gleichzeitig genial, denn du kannst diesen Weg nur gesund gehen, wenn du anfängst, dir zu vertrauen und immer und immer wieder deine Komfortzone verlässt.
  • Die finanzielle Sicherheit. Ich hatte die Chance, meinen Job auf die Hälfte zu reduzieren und mich in den anderen zwei Wochen des Monats meinen Trainings und Coachings zu widmen. Hier macht es je nach Business immer Sinn, sich ein klares Konzept zu überlegen und auszuarbeiten, durchzurechnen. Fragt nach Hilfe. Es gibt Gründerzuschüsse, um die ersten Schritte gehen zu können.
  • Der Sprung. Tja, was soll ich sagen. Tu es. Es fühlt sich befreiend und beängstigend zugleich an. Du kannst fallen, dann lernst und wächst du. Du kannst fliegen, dann lernst und wächst du ebenso.

Foto: privat

Was ist Dein erklärtes  berufliches Ziel?

Ich möchte das, was ich jetzt tue einfach weiter tun und noch ausbauen! Ich liebe das Radio und ich liebe es, Menschen Mut zu machen. Was ich zudem unbedingt noch realisieren möchte, ist über Stereotypen an Schulen mit den Kindern und Jugendlichen zu sprechen. Das ist mir eine Herzensangelegenheit, die sich immer mehr verfestigt und die größer wird in mir. Ich möchte eines Tages einen Ted Talk halten. Und ich möchte eine Figur in einem Pixarfilm synchronisieren. Das ist echt ein Kindheitstraum- wenn ich das eines Tages tun darf, raste ich aus!

Was rätst Du anderen Frauen auf dem Weg in die Selbstständigkeit?

Lernt Nein zu sagen und zu delegieren. Einfach machen! Wir neigen dazu, zu lange zu überlegen, ob wir die Richtige für den Job sind und während wir uns winden und überlegen, kommt jemand, der schneller ist. Perfektion gibt es nicht. Wir lernen, während wir den Weg gehen. Und dazu müssen wir losgehen. Übt euch darin, drauf zu schei*en, was andere denken könnten. Hört auf eure engsten Vertrauten – der Rest soll und wird eh reden. Vernetzt euch und lasst das mit der Konkurrenz und den Ellenbogen. Frauen tun sich auch deswegen so schwer, weil sie sich gegenseitig nicht wirklich unterstützen. Es geht nicht darum, sich ausnutzen zu lassen, aber darum, Menschen zu finden, bei denen die eine etwas besser kann als du, und du etwas besser kannst als sie – is doch geil! Lernt voneinander! Teilt euer Wissen, tut euch zusammen und fördert euch gegenseitig ein Stück Eures Weges.

WORD!

Danke Corinna Theil, mehr Gründerinnen, Selbstständige und Powerfrauen findet Ihr hier!